Geburtsberichte | Hausgeburt von Carina
Ich hatte eine nahezu beschwerdefreie Schwangerschaft mit meinem ersten Baby. Mein Geburtstermin war für den 26.8.2023 berechnet. Der 21.8. war für mich ein sehr anstrengender Tag, denn es war Hochsommer und dementsprechend heiß. Ich hatte so das Gefühl, dass diese Schwangerschaft sehr bald zu Ende geht und deswegen nutzten mein Freund und ich noch die Gelegenheit, die letzten Fotos von meiner geliebten Kugel zu machen.
In der Nacht auf 22.8. konnte ich einfach nicht einschlafen. Ich war innerlich sehr unruhig und spürte, dass der Tag ein ganz besonderer wird. Gegen 3 Uhr morgens bekam ich Wehen, die noch nicht sehr stark waren, aber doch regelmäßiger wurden. Ich versuchte weiterhin einzuschlafen, was aber leider nicht mehr funktionierte. Ich war sehr aufgeregt und weckte früh morgens meinen Freund. Er half mir zuerst in die Dusche und später in die Badewanne. Die Wehen blieben im warmen Wasser und wurden sogar stärker. Kurz nach 9 Uhr riefen wir zum ersten Mal S. an - unsere Hebamme in Bereitschaft. Ich hatte mittlerweile den Schleimpfropf verloren und musste die Wehen im Stehen veratmen.
S. kam um 10:30 Uhr bei uns an. Sie untersuchte mich in aller Ruhe und teilte mir dann mit, dass mein Muttermund sich bereits 2 cm geöffnet hatte. Ich war schockiert. Nach über sieben Stunden Wehen nur 2 cm? In meiner kurzzeitigen Verzweiflung fragte ich sie, wie lang das wohl noch gehen wird. S. hat nur gelacht und gemeint, dass man das nicht so genau sagen kann, aber die Kleine wird wohl in der Nacht kommen. Das war nicht die Antwort, die ich hören wollte. Die Wehen waren zwar noch gut zu veratmen, aber nochmal so viele Stunden wollte ich das nicht aushalten müssen.
S. bot mir dann an, mich zu akupunktieren, um die Geburt weiter anzuschubsen, und nachdem mir die Akupunktur während der Schwangerschaft schon sehr gut getan hat, willigte ich ein. Schon kurz nachdem die Nadeln wieder draußen waren, bereute ich die Prozedur ein bisschen. Die Wehen wurden sehr schnell sehr viel stärker, aber ich hoffte somit nicht mehr allzu lang auf die Geburt warten zu müssen. S. verabschiedete sich wieder und ließ uns die nächsten Stunden alleine.
Ich probierte noch einmal das warme Wasser in der Badewanne. Es tat gut, aber es vergingen nur zwei Stunden, bis ich plötzlich das Gefühl hatte, pressen zu müssen. Kurz vor 13:30 Uhr platzte die Fruchtblase. Kurzzeitig ging dadurch der Pressdrang weg, kam aber nach ein paar weiteren Wehen wieder. S. riet mir per Telefon, aus der Badewanne zu steigen. Ich versuchte, es mir auf einer Matratze im späteren Kinderzimmer gemütlich zu machen und veratmete die Wehen auf dem Rücken liegend.
S. war um 14:30 Uhr wieder bei uns. Sie untersuchte mich erneut und der Muttermund hatte sich mittlerweile auf 5 cm geöffnet. Ich war wieder schockiert, immerhin waren das in knapp 4 Stunden nur 3 cm. In dieser Situation verließ mich zum ersten Mal ein bisschen die Kraft. Aber S. hat mich mit ihrer entspannten Art und aufbauenden Worten wieder motiviert.
Die folgenden zwei Stunden waren anstrengend und zäh. Während der Wehen war ich damit beschäftigt, den heftigen Pressdrang zu veratmen, dem ich noch nicht nachgeben sollte. In der Wehenpause hatte ich ziemlich starke Rückenschmerzen. Mein Freund massierte mir während jeder Wehe den unteren Rücken, was richtig gut tat. An kurzzeitige Erholung war aber trotzdem nicht mehr wirklich zu denken. Umso erfreuter war ich, als S. um 16:40 Uhr zu mir sagte, dass ich jetzt gerne mitschieben darf. Es war eine richtige Erleichterung, endlich etwas machen zu dürfen und nicht nur auszuhalten.
Die nächste Stunde verging für mich wie im Flug. Ich versuchte verschiedene Positionen - Vierfüßler, stehend, auf einem Gymnastikball abgestützt. Über einen Spiegel konnte ich beobachten, wie in den Wehen langsam der Kopf immer tiefer rutschte. Im Augenwinkel habe ich wahrgenommen, dass Hebamme M. zu uns dazu gestoßen ist. Ich schob bei jeder Wehe mit und plötzlich konnte man in der Wehe schon den Kopf mit Haaren sehen. Ich konnte es nicht mehr erwarten und freute mich richtig auf jede Wehe. S. riet mir, in der Vierfüßler-Position ein Bein aufzustellen. So hatte ich sehr viel Kraft, um mitzuschieben und nach ein paar weiteren Wehen kam das Köpfchen. Es hat sehr gebrannt, als der Kopf austrat. Ich war ungeduldig und wollte gleich weiterschieben, immerhin war das auch eine sehr schmerzhafte Situation für mich. S. musste mich stoppen und sagte, ich soll auf die nächste Wehe warten. Aber gefühlt kam keine mehr. Nach ein paar Sekunden oder Minuten - mein Zeitgefühl war hier komplett weg - drückte ich auf gut Glück wieder nach unten und der Körper wurde geboren. Um 17:42 Uhr konnte ich dann endlich meine wunderschöne Tochter in den Armen halten. Es war ein unbeschreibliches Gefühl. Ich fragte noch schnell nach, ob es wirklich ein Mädchen sei, bevor ich sie das erste Mal mit ihrem Namen angesprochen habe: „Hallo Rosalie." Der kleinen Maus ging es hervorragend und sie machte es sich auf meiner Brust gemütlich, bis zirka 20 Minuten später ohne Schmerzen die Plazenta geboren wurde. Der stolze Papa durfte die auspulsierte Nabelschnur durchschneiden. S. und M. überprüften die Plazenta auf Vollständigkeit. Rosalie kuschelte mit Papa, während meine Geburtsverletzungen untersucht wurden. S. stellte einen Dammriss 2. Grades fest und entschied sich, diesen zu nähen. Ich wurde betäubt und dadurch war das Nähen zwar unangenehm, aber nicht schmerzhaft. Als das geschafft war, versuchte ich zum ersten Mal, mein Baby zu Stillen. Rosalie war noch ein wenig überfordert mit der Brust. M. und S. zeigten mir, wie ich sie am besten anlegen konnte, und mit viel Geduld schaffte sie es, ein wenig zu trinken.
Rosalie wurde dann noch gemessen und gewogen. Sie kam mit 2960 Gramm bei 49cm Körperlänge und 35cm Kopfumfang auf die Welt - winzig und doch größer als Mama und Papa damals bei der Geburt. Nach der ersten Untersuchung gingen mein Freund und S. mit Rosalie ins Badezimmer, um sie ein wenig zu waschen. M. und ich unterhielten uns entspannt und ich aß zum ersten Mal an diesem Tag. Hinterher begleitete mich M. zur Dusche, und wenig später konnten wir frisch gewaschen und müde zu dritt ins eigene Bett fallen. M. und S. verabschiedeten sich zirka drei Stunden nach der Geburt. Als wir gemeinsam mit unserer Tochter im Bett lagen, konnten wir unser Glück kaum fassen. Wir hatten es geschafft und die Geburt verlief genauso, wie ich es mir gewünscht hatte.
S. war als erste Hebamme dann auch im Wochenbett für uns da und besuchte uns gleich 12 Stunden nach der Geburt wieder. Dank ihrer Hilfe waren das Stillen und die ersten Tage mit Baby kein Problem, und wir konnten uns Tag und Nacht bei Sorgen und Fragen bei ihr melden. Ich bin S. und M. so dankbar für die großartige Begleitung während der Geburt. Einen besseren und entspannteren Start ins Leben hätte es für Rosalie nicht geben können.
Carina Plaichinger