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Geburtsberichte | Geburtsbericht von S.

Das dritte Kind ist also unterwegs. Geplant. (Das muss man beim dritten Kind fast dazusagen, sich teilweise rechtfertigen, warum man es nicht bei den „normalen“ zweien belässt.)

Ich spüre es ganz früh, ganz deutlich – mit dem Frauenarztbesuch muss ich warten bis zur 8. Woche, aber eine Hebamme suche ich mir schon. Also suchen – ich frage die Hebamme unseres Vertrauens, ob sie wieder Lust hätte, uns zu betreuen. Hat sie. Wir freuen uns alle.

Einzelne Freundinnen werden über die Schwangerschaft informiert
, alle anderen müssen warten bis 12+0. Die Kinder erfahren es zuerst, danach kommen alle anderen. Die Reaktionen (wie oben beschrieben) sind teilweise eigenartig, wenn auch die Freude überwiegt.

Die Schwangerschaft verläuft gut
, Geburtstermin ist Mitte September. Die Frauenärztin verabschiedet mich beim letzten Termin mit den Worten: „Eine Bilderbuch-Schwangerschaft. Alles Gute!“
Die anderen beiden sind Winterkinder, ich habe also noch nie die „heiße Phase“ in der heißen Jahreszeit erlebt. Und die hat es wirklich in sich. Die letzten Wochen (Sommerferien sind ja auch noch, also beide Kinder daheim) verbringe ich am liebsten bei meinen Eltern am Land mit Garten und Pool.

Und dort passiert es dann auch
, 9 Tage vor dem errechneten Termin: in der Nacht muss ich aufs WC und bemerke, dass ich wohl „tröpfle“. Aber so wenig, dass ich den Gedanken, es könnte ein Blasensprung sein, gleich wieder verdränge – ich rede mir ein, das Baby habe auf die Harnblase gedrückt. Ich habe auch einfach keine Lust, nachts um 2 alle wahnsinnig zu machen und mich ins Spital führen zu lassen. So geht es also dann die restliche Nacht und den ganzen folgenden Tag (ein Samstag) lang: ich fahre mit dem Fahrrad ins Nachbardorf zum Geburtstagsfrühstück einer lieben Freundin, ich gehe am Rückweg einkaufen, die Hitze macht mir etwas zu schaffen und es tröpfelt leicht. Ich komme zurück und merke, dass ich unruhig bin, sage aber immer noch niemandem etwas. Die sonst so normale Mittagspause funktioniert nicht, ich kann nicht schlafen. Ich fasse den Entschluss, heute nach Hause zu fahren, die restliche Familie kann am Land bleiben oder nicht. Ich spreche also mit meinem Mann, und sie kommen alle mit nach Hause.

Die Hebamme meines Vertrauens sagt am Telefon, ich solle mich längere Zeit hinlegen; wenn beim Aufstehen dann mehr käme, sei es wohl eher Fruchtwasser. Anrufe in mehreren Nachtapotheken bestätigen mir, dass ich mir so einen Fruchtwasser-Test nicht selbst besorgen kann, sondern irgendwann dann wohl wirklich ins Spital schauen muss. Am späteren Abend gehen wir noch einmal in den Park, ich setze mich auf den Boden, ein Schwall (ich denke: Fruchtwasser) kommt heraus. Ich gehe also nach Hause, dusche, ziehe mich um, rufe ein Taxi und denke, ich lass‘ das jetzt einfach einmal anschauen. Mein Mann und die Kinder bleiben erst einmal im Park und zu Hause, wir informieren aber die Großeltern, dass sie eventuell heute noch nach Wien kommen müssen.

Die Fahrt ins Spital dauert ewig, Stau am Samstagabend, eigentlich ist es schon nach 21 Uhr. Der Taxifahrer ist aber angenehm ruhig. Der Gang in den Kreißsaal fühlt sich komisch an – „ich habe ja nichts“ und Geburtstermin wäre erst in 8 Tagen, die beiden anderen Kinder sind beide nach dem Termin auf die Welt gekommen. Trotzdem – es werden ein CTG und ein Fruchtwasser-Test gemacht. Letzterer ist positiv, ich muss also bleiben, bekomme ein Bett und ein Zweier-Zimmer. Langsam beginnt es zu ziehen, und mein Mann kommt nach, wir denken, es geht so schnell wie bei den anderen beiden – ein bisschen spazieren, dann geht es los. Aber es kommt ganz anders, wir spazieren viel in dieser Nacht, aber es tut sich nichts. Ich gehe dann gegen 3 einmal in mein Zimmer, um zu schlafen, er verbringt die Nacht im Foyer des Spitals.

Der nächste Tag (Sonntag) ist anstrengend für uns: emotional wie auch körperlich. Wir sind beide (Schlafmangel) schlecht gelaunt, es tröpfelt gar nicht mehr (ich frage mich: „Ist die Fruchtblase wieder zu und ich bin unnötig da? Kann ich nicht einfach heimgehen?“). Ich bekomme von den Hebammen ein ganzes Arsenal an alternativen Methoden vorgeschlagen, wie man die Geburt nun in Gang bringen könnte. Ich probiere alles aus – schließlich müsste sonst medikamentös eingeleitet werden, 24 Stunden nach dem Blasensprung. Und eigentlich sind diese 24 Stunden schon längst vorbei. Ich sitze also an der Milchpumpe, bekomme Akupunktur, ein Wehen-Öl, einen Einlauf; wir gehen viel spazieren, ich habe kaum Hunger, fühle mich einfach nicht wohl. Sage noch zu meinem Mann: „So kann man kein Kind kriegen“, die beiden anderen Geburten waren immer eine schöne Zeit zu zweit, dieser Sonntag ist ganz anders.
Gegen die medikamentöse Einleitung wehre ich mich, ich will sie einfach nicht. Ich verhandle, man gewährt mir am Ende dann tatsächlich über 40 Stunden, ehe man beginnt, medikamentös einzuleiten. Ich bekomme ein Propess-Bändchen eingesetzt. Mittlerweile ist es Sonntag 21 Uhr, und der Tag war schrecklich. Aber nun kann ich mich endlich entspannen, ich denke so Dinge wie „Jetzt ist es einmal so, es wird schon gut gehen. Es gibt eh kein Zurück, und zu Hause wäre es jetzt auch nicht angenehmer.“ Die Kinder weiß ich gut betreut, mein Mann ist gegen 6 am Abend heimgefahren – es tut sich gar nichts, es ist für uns beide besser so, wenn wir einfach einmal schlafen. Mein Zimmer habe ich jetzt allein, die Frau, die mit ihrem Baby im anderen Bett war, ist am Nachmittag nach Hause gegangen.

Auf der Station kennt man mich jetzt schon mit Namen, weil ich immer zwischen Kreißsaal und Station hin- und herpendle (CTGs werden im Kreißsaal gemacht) und dabei vom Stützpunkt meine Kurve holen muss, sie zurückbringen, und so weiter. Täglich mehrmals.

Ich wache am Montag auf und merke, dass ich ganz gut gelaunt und frohen Mutes bin. Entspannt und „freudiger Erwartung“, und mir ist es ein bisschen egal, dass ich da jetzt im Spital sein muss, eben auf unbestimmte Zeit, und man einfach nicht sagen kann, wann es losgehen wird. Die Einleitung wirkt noch nicht, ich verbringe den ganzen Tag im „Urlaubsmodus“ im Krankenhaus. Es ist auch der erste sehr kühle Tag nach der langen heißen Phase August-September, und so bin ich wirklich gut drauf. Mein Mann besucht mich am Nachmittag, wir machen gemeinsam eine CTG-Kontrolle, ich bekomme noch einen Rizinusöl-Cocktail, er fährt wieder heim. Nichts.

Der Tag vergeht wieder mit zahlreichen CTG-Kontrollen und wie gehabt, seit ich im Spital bin: alle 12 Stunden Blutabnahme (wegen der Entzündungswerte) und alle 8 Stunden Antibiotika-Infusion (zur Abschirmung vor einer möglichen Infektion, da die Fruchtblase ja anscheinend ein kleines Loch hat – es tröpfelt aber schon lange nicht mehr).

Um 21 Uhr dann letzte CTG-Kontrolle des Tages und Entfernen des Einleitungs-Bändchens (das war jetzt 24 Stunden drin, hat aber erst einmal nichts gebracht). Danach ca. halbe Stunde Pause, danach nächstes Einleitungs-Medikament: ein Prostaglandin-Gel. Ich verbringe also eigentlich den ganzen Abend im Kreißsaal, denn danach wird noch einmal ein CTG geschrieben. Ich bin müde und hätte gefragt, ob man eventuell eine Einleitungs-Pause machen könnte, sodass ich mich in der Nacht ausschlafen könnte, aber das geht nicht. Es geht also weiter. Während des CTGs springt die Fruchtblase „wirklich“, also so, wie ich es kenne. Ich rufe die Hebamme, sie ist ganz entspannt, aber ich merke, es kommen die Wehen.
Ich schreibe meinem Mann vom Kreißsaal-Bett aus, dass es jetzt wohl los geht, und: „glaub es wird wild!“. Er überlegt noch, welche S-Bahn er nehmen soll, ich sage „Nimm bitte die allernächste.“ - sie fährt eine Viertelstunde nach unserem Telefonat, um 00:05. Er kriegt sie.

Die Hebamme ist ganz ruhig, ich möchte duschen und mich umziehen – ja natürlich. Danach sagt sie zu mir, ich soll jetzt ruhig noch ins Zimmer gehen und mich ausruhen. Ich denke „na gut, gehe ich halt. Wird aber nicht lange dauern, dann bin ich zurück“ und sage zu ihr, mein Mann sei am Weg, wir kämen danach zu zweit wieder. Sie schaut mich ein bisschen komisch an.

Am Weg zum Zimmer sehe ich, dass gerade eine andere Frau mit Baby „einzieht“, ich wäre also nicht mehr allein. Habe schon so starke Wehen, dass ich mich, mit meiner Kurve in der Hand am Weg zum Stützpunkt, an der Wand abstützen muss. Die Kurve bringe ich dann doch nicht zurück, weil ich weiß, dass ich sowieso bald wieder in den Kreißsaal zurückgehen werde müssen. Stattdessen gehe ich kurz ins Zimmer, hole meine nötigsten Sachen und treffe am Gang meinen Mann. Ich frage ihn, wie spät es ist, er soll einmal schauen wegen der Wehen-Abstände – es ist 00:33 Uhr, und die nächste Wehe kommt schon 2 Minuten später. Ich merke, dass ich mich übergeben muss – mag aber nicht ins Bad in meinem Zimmer gehen, dort ist ja jetzt jemand. Ich entscheide mich also fürs Gang-WC, und nachdem es mit den Wehen sehr heftig weitergeht, gehen wir dann doch gleich in den Kreißsaal. Frage dort nach der Hebamme, sie ist „gerade kurz weg“. Ich tigere den Gang auf und ab, da kommt sie – sie hat netterweise gleich ein Kreißzimmer für mich reserviert, mit Badewanne, hat in meiner Akte nachgelesen, dass Kind 2 auch in der Badewanne geboren ist. Ich freue mich sehr und bin ihr wahnsinnig dankbar für ihre Voraussicht.

Und dann geht alles ganz schnell. Wir betreten das Kreißzimmer, sie lässt die Badewanne ein. Ich gehe noch einmal aufs WC, veratme einige Wehen dort und am Sofa, gehe, sobald sie fertig ist, in die Badewanne – Erleichterung! Die Hebamme meint, da habe es jemand sehr eilig, sie spüre schon das Köpfchen. Sie versucht noch ein CTG zu schreiben, bekommt aber die Knöpfe kaum auf meinen Bauch. Dann vielleicht 7 Wehen in der Badewanne, und das Kind ist da. Unser dritter Bub. Es ist 01:12 Uhr. Die Plazenta kommt problemlos.
Nach dem langen Anfangs-Geplänkel wahnsinnig schnell gegangen, ich bin überwältigt und glücklich zugleich.

Wir bleiben zu dritt im Kreißssal zum Kennenlernen, alles ist entspannt, der Kleine trinkt engagiert. Die Hebamme kommt nach etwa 1-2 Stunden zurück und bemerkt, dass noch etwas in der Gebärmutter ist. Sie ruft eine Ärztin dazu, nachdem das Oxytocin auch nichts hilft (diese nochmaligen Kontraktionen rufen großen Unmut bei mir hervor). Dann wird gleich das große Besteck ausgepackt, um für alle Fälle gerüstet zu sein. Ich fühle mich sehr unwohl, aber dem Baby geht es bestens beim Papa. Schließlich schaffen wir es alle gemeinsam aber irgendwie, einen großen Blut-Koagel herauszubekommen, und alles ist gut. Noch Wochen nach der Geburt bin ich der Hebamme dankbar für ihre genaue Arbeit – der Wochenfluss ist durch diese viel weniger und „angenehmer“.

Es ist gegen halb 5 in der Früh, als unser Kleiner und ich zurück auf die Station ins Zimmer kommen und mein Mann nach Hause fährt. Ich esse zwei Schoko-Müsliriegel aus der Stationsküche und schlafe ein. Wir verbringen die restliche Nacht noch im Krankenhaus, warten unser beider Blutwerte und die Untersuchung durch die Kinderärztin noch ab und dann rufe ich ein Taxi – wir beide fahren nach Hause, wo uns die beiden großen Brüder und der Dreifach-Papa freudig erwarten.

Das Wochenbett verläuft sehr gut. Wie die Hebamme mir prophezeit hast, ist das Wochenbett beim dritten Kind das am besten vorbereitete. Wir haben es sehr gemütlich, finden gut zueinander, und sind gut betreut und umsorgt.
Ich danke allen im Spital für ihre liebevolle Umsorgung, ihr Mitgefühl und ihren Zuspruch. Danke auch an „unsere“ Hebamme, die immer, während der Schwangerschaft, während des Krankenhausaufenthaltes und während des Wochenbetts, für mich da war. (Sie hat sogar meine Verbrühung an Tag 5 des Wochenbetts – ich habe mir heißem Tee über die Hand geschüttet – liebevollst versorgt.) Was für uns noch ein großer Vorteil war: eine Ärztin der nahegelegenen PVE ist zu uns nach Hause gekommen, um die bei ambulanter Geburt erforderliche Mutter-Kind-Pass-Untersuchung am Neugeborenen durchzuführen. Wir haben also mit dem Kleinen gar nicht das Haus verlassen müssen in der ersten Woche.

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