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Geburtsberichte | Hausgeburt von B.

In der Nacht von Samstag auf Sonntag spürte ich ein paar leichte Wehen, aber ich bin nicht aufgewacht und es erschien mir, als wären sie eher „verstreut“. Nach dem Aufstehen habe ich schon gemerkt, dass es mit leichten Wehen weitergeht. Unsere dreijährige Tochter hat bis 8:00 geschlafen (das ist sehr lange), wir waren also ausgeschlafen. Dann haben wir noch gemütlich gemeinsam gefrühstückt. Um ca. 10:00 habe ich meinem Mann gesagt, er soll bitte die Babysitterin anrufen, damit sie unsere Tochter abholt.

Die Babysitterin hat bereits seit drei Wochen Bereitschaftsdienst gemacht und hatte auch einen kleinen Beutel mit Pyjama, Reservekleidung und allem Möglichen bei sich zu Hause. Einmal ist sie bereits mit unserer Erstgeborenen bei sich in der WG gewesen, damit im Falle einer Übernachtung nicht alles neu ist. Unsere Tochter war die letzten Wochen oft sehr anhänglich, hatte starke Trennungsängste. Ich durfte nicht alleine auf die Toilette, sie wollte nicht mal mit ihrem Papa am Nachmittag weg. Außerdem hat sie schon gesagt, sie will bei der Geburt dabei sein. Ich hab ihr aber klar gemacht, dass das nicht geht. Mir war mit Fortschreiten der Schwangerschaft immer mehr bewusst geworden, dass, wenn das Kind nicht außer Haus ist, die Geburt gar nicht erst in Gang kommen würde. Als die Babysitterin kam, ist unsere Tochter entgegen meiner Erwartung ohne Beschwerde mitgegangen. Ganz unverhofft also sind die beiden zufrieden Richtung Zoo abgezogen.

Wir haben dann Monika, die Hebamme, angerufen und ihr Bescheid gegeben, dass es los geht. Denn sobald unsere Tochter mit der Babysitterin weg war, wurden die Wehen regelmäßiger. Mit Monika haben wir vereinbart, dass wir vorerst einfach so weitertun und uns melden, wenn die Wehen intensiver werden. Plötzlich aber hatte ich drei stärkere Wehen unmittelbar nacheinander und habe es mit der Angst zu tun bekommen, dass alles ganz schnell gehen könnte. Ich habe meinen Mann gebeten, Monika her zu bitten.
Um die Mittagszeit ist Monika gekommen. Zu diesem Zeitpunkt waren die Wehen gut aushaltbar und ich habe mich gefreut, dass ich sie so gut veratmen konnte. Ich war ganz guter Dinge. Vielleicht muss ich diesmal gar nicht so schreien oder es tut gar nicht so weh, dachte ich mir.

Monika hat sich sehr im Hintergrund gehalten, mein Mann hat mit mir geatmet. Wir waren im Wohnzimmer und als Monika das erste Mal nachgesehen hat, wie weit der Muttermund offen ist, waren es bereits 4 cm. Sie hat gemeint, alles sei weich und offen und entspannt. Das hat mich sehr gefreut. Bis jetzt war alles so, wie ich es mir gewünscht hatte: Untertags, so dass unsere Tochter gut versorgt werden kann. Kein Start mit Blasensprung, so dass wir keinen Zeitdruck haben, ins Krankenhaus zu fahren wegen Antibiotika (wie bei der ersten Geburt). Und alles öffnet sich bereitwillig. Ich war voller Vorfreude auf das Baby. Bald würde ich es im Arm halten. Endlich würden wir wissen, ob es ein Junge oder ein Mädchen ist. Endlich würden wir wissen, wie es aussieht!

Es ging gut weiter, alles in meinem Tempo. Zwischendurch hatte ich mal starke Schmerzen im unteren Rücken, aber das ging wieder vorbei. Ich war immer noch auf der Couch und am Boden, entschied aber, ins Schlafzimmer zu wechseln, wo ich mich am Hochbett unserer Tochter festhalten wollte. Bereits nach wenigen Wehen wechselte ich auf das Doppelbett. Plötzlich glaubte ich, Presswehen zu haben. Ich schrie inzwischen sehr laut und bei einer Wehe zog sich mein ganzer Körper zusammen. Ich presste mit. Allerdings spürte ich schon nach einigen Wehen, dass etwas nicht stimmte.

Als Monika dann ertasten wollte, wie weit das Baby war, spürte ich schon, dass sie bis zum Muttermund kam. Das Baby war also noch nicht im Geburtskanal und das war es auch, was „nicht gestimmt“ hatte. Monika meinte, dass ein kleines Randerl vom Muttermund übrig war und dieser auch auf einer Seite geschwollen sei. Ich solle aufhören zu pressen und die Wehen eher veratmen. Nach einigen Wehen verlor ich die Geduld und meine Zuversicht. Ich wollte jetzt ins Krankenhaus und einen Kaiserschnitt. Monika blieb ganz ruhig und meinte, dass alles gut verlaufe, ein Kaiserschnitt jetzt nicht indiziert sei und ich im St. Josef Krankenhaus ohnehin in dieser Situation keinen bekommen würde. (Denn das St. Josef ist nicht so auf Kaiserschnitte aus.) Ob ich denn doch keine Hausgeburt wolle? Natürlich schon. Also bemühte ich mich weiter mit großen Schmerzen. Ich habe mit mir selbst gehadert, dass ich es schon wieder nicht schaffte, das Baby in den Geburtskanal zu lassen. So wie bei der ersten Geburt.

Schließlich tastete Monika nochmal. Erneut dieselbe Situation. Sie versuchte, den Rand des Muttermundes zurückzuschieben und stellte auch fest, dass der Kopf des Babys nicht optimal gedreht war. Ich versuchte also innerlich, mich zu weiten und zu öffnen. Schließlich hatte ich das Gefühl, jetzt sei dies auch gelungen.

Ich presste wieder und hatte das Bild, das Baby werde an einem Faden nach draußen gezogen. Monika riet mir immer wieder, den Schmerz nach unten fließen zu lassen, ihn nicht bei der Scheide „enden“ zu lassen. Ich ließ also die Wehen zu ihr fließen und sie und ich erinnerten mich immer wieder daran, mich in den Schmerz einzulassen. Er wurde dann intensiver, aber die Geburt ging besser voran.
Immer wieder hörte Monika die Herztöne, nun in kürzeren Abständen. Das Baby war immer wohlauf, was ich auch intuitiv zu spüren glaubte.

Von der ersten Geburt hatte ich in Erinnerung, dass die Phase der Presswehen eine Phase der Zuversicht und Motivation waren. Endlich Endspurt! Damals hatte ich nochmal alle Kräfte gesammelt und mich gefreut, dass wir fast am Ende waren. Doch nun hatte ich das Gefühl, alles dauerte viel länger, die Schmerzen waren sehr stark. Ich wollte nun ins Krankenhaus und eine PDA. Monika meinte, das Baby würde im Auto zur Welt kommen, wenn wir nun losfahren würden. Zudem würde in dieser Phase der Geburt keine PDA mehr gemacht. Ich erinnerte mich an die Geburt vor drei Jahren, sie hatte recht. Ich war nun zuversichtlicher, denn offenbar konnte es nicht mehr lange dauern. Ich würde nochmal meine Kräfte sammeln.

Immer kam noch eine Presswehe und noch eine Presswehe. Ich spürte das Baby schließlich am Scheideneingang und auch, wie es mit dem Kopf dort steckte. Ich war sehr erschöpft und müde, aber auch unwillig und verärgert, warum es nicht weiterging. Monika und mein Mann hingegen waren ganz aufgeregt und voller Freude. Jetzt war es gleich soweit! Der Kopf war schon sichtbar! Viele schwarze Haare! Monika meinte, ich sollte mal tasten, was ich auch tat. Aber ich spürte ohnehin genau, wo das Baby war. Ich konnte kaum mehr, war in Rückenlage und drückte bei jeder Presswehe meine Beine gegen Monika und meinen Mann, die meine Füße hielten.

Der Kopf war heraußen. Noch immer ging es nicht „flutsch“. Schließlich die Schultern und mit einer weiteren Wehe der Rest. Ich spürte die kleinen Beine herauskommen und hatte es endlich geschafft. Nun war ich erleichtert. Mein Mann war überglücklich.

Es war 19:20 Uhr, du warst geboren! Sofort hast du angefangen zu weinen und zu schreien. Ich hab dich gleich genommen. Als du gerade geschlüpft warst und noch heraußen lagst, hab ich einen Moment lang geglaubt, einen kleinen Penis zu sehen. Aber jetzt war erst mal Trösten angesagt. Du kleines Knäuel lagst bei mir und hast gebrüllt. Dann anlegen. Ganz bereitwillig hast du getrunken, mir sofort über der linken Brustwarze einen dunklen Knutschfleck gemacht. So kräftig! Erst dann haben wir geschaut, ob Junge oder Mädchen. Tatsächlich! Ein kleiner Bub! Dein Papa hat die Nabelschnur durchtrennt.

Die Nachwehen setzten ein und waren ziemlich heftig. Ich hatte nochmal große Schmerzen und auch das Herausdrücken der Plazenta kostete mich Überwindung. Monika hat mich am Damm genäht und ich hab eine Schmerztablette genommen. Währenddessen hat dich dein Papa auf seine nackte Brust gelegt und mit dir gekuschelt. Er war ganz überwältigt. Das Nähen hat lange gedauert, Monika war sehr gewissenhaft. Ich habe inzwischen schon etwas gegessen, fühlte mich ganz erschöpft und ausgehungert. Datteln und ein frischer Apfel, köstlich!

Mein Mann rief bei der Babysitterin an. Es war halb zehn am Abend. Wir waren sicher, unsere Tochter würde schon schlafen, aber sie war noch quietschfidel am Telefon zu hören. Sie wollte sofort kommen. Ich deutete, dass sie das nicht machen sollten. Unsere Tochter nahm auch das hin und so konnten wir eine Nacht zu dritt haben. (Das war auch gut so, denn ich wankte noch ein paar Mal auf die Toilette und brauchte meinen Mann voll und ganz. Der Neugeborene schlief und trank zwischendurch an der Brust.)

Zunächst aber war die Geburt noch nicht ganz vorbei. Monika begann, sich Sorgen wegen meiner Nachblutung zu machen. Sie sei stark und auch die Schmerzen seien relativ intensiv. Als ich in ein Schaffel neben dem Bett urinieren wollte, gelang dies nicht, aber ich bin fast kollabiert. Monika hat mir Zeit zum Erholen gegeben. Ich lag eine halbe Stunde da, konnte und wollte nicht zu meinem Baby. Dann hab ich ihn angelegt. Ich wollte schließlich ins Bett urinieren, auf die Unterlagen. Es kam aber nur Blut und Monika meinte, sie wolle mir nun als letzte Maßnahme einen Katheter legen und wenn das nichts helfe, müssten wir ins Krankenhaus. Ich hoffte darauf, dass das nicht nötig sein würde, denn ich wusste nicht, woher ich die Kraft dafür nehmen sollte. Ich bekam es mit der Angst zu tun. Dann war ich auch wieder zuversichtlich und dachte, es würde schon werden.

Und tatsächlich mit dem Legen des Katheters und dem Entleeren der Blase meinte Monika, nun würden alle Symptome Sinn ergeben. Die Schmerzen und die Blutung ließen nach. Wir konnten zu Hause bleiben. Es kehrte Ruhe ein.

Alles war gut gegangen! So ein wunderschönes Kind!

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